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PRESSESPIEGEL Juli '91

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Die NRZ berichtetete am 16. Juli 1991:

Müll von ausserhalb

Siedlung kämpft gegen ''Müll" von außerhalb

Von JÖRG ANDREAS HERBER

     Sie ist umgeben von ehemaligen Hütten-, Stahl-, Walz- und Zementwerken, wie eine kleine Insel inmitten von alten, mittlerweile stillgelegten Hochöfen. Sie ist ein Rudiment der industriellen Geschichte Oberhausens, ist in einer Stadt des anstehenden Strukturwandels vielen ein Dorn im Auge, lästiges Erbe, Störfaktor für Neues, stand und steht für viele auf der Abbruchliste. Die Rede ist von der "Riwetho"-Siedlung, den Thyssen-Stahl-Häusern in der Ripshorster, Werk- und Thomasstraße. Doch dieser kleine, auf "Industriebrachland" gelegene Wohnkomplex hat sich in den letzten zehn Jahren zu einer lebenswerten Oase hochgestrampelt. Nicht zuletzt durch die nun dreijahrige Tatkraft des Riwetho-Mietervereins, dem fast alle Bewohner angehören, den alle aktiv unterstützen. Wohn-Anonymität, Verschlossenheit und am Abend leblos wirkende Straßen prägen hier "Gott sei Dank'' noch nicht das Alltags-Bild. "Offenheit" und "Miteinanderleben" werden noch groß geschrieben. Doch die Riwetho hat gegen Politik und Zivilisationskrankheiten von außerhalb zu kämpfen.

     Müll, Schrott und Schutt, besetzte Häuser, eine verkommene Gegend: So wurde und wird die Siedlung an der Osterfelder Straße vorurteilsvoll mit kurzen Worten von vielen beschrieben. Beim Blick hinter die Kulissen würde jedoch manch ein zwangsläufig "Verhäuslichter" neidvoll erblassen.

     1981 waren es einige junge Leute leid. Sie belegten die Häuser mit Beschlag, erhielten nach langwierigen Verhandlungen gar unbefristete Mietverträge. Es war wohl die Geburtsstunde eines Neuaufbaus. der sich sehen lassen kann. Mit Unterstützung der Riwetho packte an, wer anpacken konnte. Aus einer "Müll- und Schuttdeponie" wurde ein lebenswertes Gebiet geschaffen, für dessen Fort- und Weiterbestand es allerdines noch alle Hände voll zu tun gibt.

     Müll von noch anderen Generationen wurde weggeräumt oder wiederverwertet. In die Wohnungen wurden Toiletten und Badezimmer eingebaut: alles in Eigeninitiative. Bewohnertreffen fanden statt.

     Jüngste, abgeschlossene Aktion des Mietenvereins: Für Siedlungsfeste wurde aus Bauschutt in 300 Arbeitsstunden eine Bühne gebaut. Ein Platz der von außerhalb kommenden Bürgern, gar von Unternehmern für verbotene, nächtlicher Müll-Abkippaktionen genutzt wurde, ist heute eine grüne Wiese. Höfe, einst mit schmutzigem Lehm überzogen, sind heute aufgepflastert: alles in Eigeninitiative.

     "Die Stadt tut hier nichts. Seit zehn Jahren wurde die Werkstraße nicht rnehr gereinigt", weiß Werkzeugmacher Kurt Ruhnau, Vorsitzender des Mietervereins. So schauen die "Riwethos" mit einem lachenden, aber auch mit einem weinenden Auge auf ihren neuen Gemeinschaftsplatz.

     Baudezernent Dierk-Hans Hoefs stellte dem Hauptausschuß die Planungen von vier Architekten-Büros für die künftige Gestaltung der Siedlung vor. Die Industriefläche sollte als Wohnfläche in den Oberhausener Flächennutzungsplan eingetragen werden. Aus der Politik waren jedoch kritische Stimmen zum Vorhaben, teils abwertende Stimmen zum Siedlungs-Umfeld zu hören.

     "Wohnen und Arbeiten - das ist einfach der Trend der Zeit" meint die 31jährige Diplom-Grafikerin Elke Adrigan. Überschaubarkeit sollte bei jeder Bebaubarkeit allerdings oberstes Gebot bleiben.


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